RESPEKT / Höfischkeit, Höflichkeit (höveschkeit)

Bei der Arbeit mit Pferden in einem Teenager- Alter, kommt immer wieder das Thema Respekt auf.

Natürlich ist es leicht vor einem 500kg- Tier (Ehr-)furcht, den ich als übersteigerten Respekt betrachten würde, zu haben. Dennoch lernt man im Umgang mit solch einem wundervollen Wesen, dass der Respekt auf Gegenseitigkeit beruhen sollte, wenn man Sicherheit erzeugen und Verletzungen vorbeugen möchte. Interessanterweise ist es für das Pferd ein großer Schritt zur Gelassenheit, wenn man die eigenen Grenzen ebenso respektvoll und gerecht einfordert. Das fängt bei einem Sicherheitsabstand neben dem Pferd an und geht natürlich bis zum Abstellen von Eigenwilligkeiten, wenn man oben sitzt. Natürlich ist es für das Verstehen wichtig, dahinter zu schauen und zu verstehen, dass ein Pferd ein Fluchttier ist. Daher sollte man sich beispielsweise auch nicht wie ein Raubtier verhalten (vermeiden hin zu rennen, plötzlich aufzutauchen oder andere Schrecken, wie plötzliche laute Geräusche). Pferde haben, verglichen mit uns, viel empfindlichere Sinnesorgane.

Dahinter schauen, kennenlernen, begreifen: lat. „respectio“ – die Rückschau, eine Einschätzung im Sinne von Bewertung ist der Ursprung des Wortes. Davon abgesehen, dass vorschnelle Bewertungen manchmal hinderlich sind, wenn sie zum Beispiel zu Vorurteilen werden, scheint es in uns angelegt zu sein, alles immer in irgendwelche Schubladen stecken zu wollen. Nun sind es ja meist Werte-Schubladen, und damit beschäftigen wir uns hier. In der Parelli- Pferdeschule gibt es 8 Prinzipien. Das zweite ist: „Sei nicht voreingenommen und lehre deinem Pferd nicht voreingenommen zu sein.“ Respekt ist also auch Toleranz.

Respekt kann aber vor allem auch eine Wertschätzung sein. Schon, weil wir in einer Gesellschaft leben, die immer irgendetwas „Falsches“ bei anderen findet. Die meisten Menschen hier versuchen andere oder fremde möglichst klein zu machen, damit sie sich selbst ein wenig größer fühlen. Wertschätzung und gesehen zu werden sind Grundlagen für eine angenehmere Gesellschaft. In der Partnerschaft ist gegenseitiger Respekt (gerade vielleicht vor der Andersartigkeit) Grundlage für eine nachhaltige Beziehung.

Auch in der Arbeitswelt z.B. in der agilen Zusammenarbeit in flachen Hierarchien geht es nicht ohne Respekt. Teammitglieder müssen sich respektvoll und wertschätzend auf einer Augenhöhe begegnen können. Offenheit, Transparenz und Feedback ist jederzeit willkommen oder kann sogar eingefordert werden. Nur so kann man vertrauen, Fehler machen, sich weiterbilden und weiterentwickeln. Es bleibt dann wenig Platz für Konflikt-Eskalationsstufen (z.B. Boykott) und Mobbing eines Mitarbeiters.


DEMUT (diemüete)

Demut von althochdeutsch diomuoti (‚dienstwillig‘, also eigentlich ‚Gesinnung eines Dienenden‘)

s.a. Gegensatz zu Hochmut und Stolz -> „Mut

Eine weitere hoch aktuelle Tugend ist Demut. Demut kann auch als übersteigerte Respektform gesehen werden, als quasi soldatische Unterwerfung. Dabei ist nichts Falsches daran, sich in einer Schlacht seinem Führungsoffizier zu unterwerfen – manchmal hat es Leben gerettet. Heute haben wir es hier zum Glück seltener mit Schlachten zu tun. In der modernen agilen Arbeitswelt finden wir trotzdem echte Demut wieder im Einsatz. Ein Chef kann in unserer hoch komplexen Welt nicht mehr alles wissen. Er muss sich auf sein Team verlassen können und ihm vertrauen und damit auch unterordnen.

„Demut ist eine Mutter der Ehre.“ – Sprichwort

Demütigung und „Kriechertum“ sollten wir jedoch vermeiden. Mich interessiert der aktive Part an Tugenden. Wenn man aktiv und bewusst wählt, sich einem Menschen oder einer Situation zu unterwerfen, selbst wenn man es nicht nötig hat, also nicht darauf angewiesen ist, kann das auch wahre Größe zeigen. Was ist so schlimm daran einmal nicht recht zu haben oder nicht auf seine Rechte zu bestehen? Warum wollen wir immer richtig sein? Einfach mal einstecken, ohne jemanden zu belehren oder sich zu rechtfertigen (ist da nicht auch eine Form von Entschuldigung/ Unterwerfung)? Ich empfehle die zur Demut verwandte Bescheidenheit einmal auszuprobieren. In einer Beziehung kann es Wunder bewirken.

Bei der Berliner Rittergilde achten wir auf den respektvollen Umgang miteinander und es ist in unseren Gildengesetzen beschrieben:


3.
Wir handeln stets zum Wohle unserer Waffenbrüder und unterstützen uns gegenseitig.


4.
Wir streiten niemals in der Öffentlichkeit und reden gegenüber Dritten nur über Dinge niemals schlecht über die Gilde oder unsere Waffenbrüder.

Darüber hinaus sollten wir auch nicht über andere verächtlich hinter dem Rücken reden (s. „klein machen“ weiter oben im Text), auch wenn es schwerfallen sollte. Ein anderer Aspekt ist im Kampf, wenn man sich demütig zum „Finalen Niederstrecken“ anbietet. „Schön Sterben“ ist in unserem, nicht einstudierten, Schaukampf höher angesehen, als die Kämpfer, die immer gewinnen (wollen). Demut finden wir natürlich auch in der freiwilligen Unterwerfung der Ansagen der Führungsoffiziere. Diese Ansagen sind ja meistens nur Bitten nach Disziplin, der schon bei über 100 Mitgliedern zur Formung und zum Zusammenhalt nötig ist. Wir haben schon Respekt verdient!

Umso mehr danke ich Euch demütig, werte Mitstreiter, dass ihr euch unserem System, welches über mehr als 10 Jahren entwickelt wurde, anpasst und euch integriert. Ihr seid es, was die Berliner Rittergilde ausmacht!

Danke.